Die Deutsch-Lesegruppe wurde 2013 gegründet. Die Gruppe ist nicht besonders groß aber die Mitglieder sind ständig und begeistert. Ihre verschiedenen Erfahrungen und Interessen bestimmen die Vielfalt der Lektüren (ungefähr zehn Bücher pro Jahr): Werke in Prosa und in Versen, Romane und Biographien von klassischen und modernen Schriftstellern, Aktualität, Umwelt. Der Fokus liegt auf allen Autorinnen und Autoren aus der Bundesrepublik Deutschland, Österreich, der Schweiz und anderen ëuropäischen Ländern, die jedoch auf Deutsch schreiben. Besonders berücksichtigt werden die Schriftsteller der ehemaligen DDR, die einen Gesamtüberblick über die Geschichte Deutschlands im 20. Jahrhundert geben.
Unsere nächste Lektüre ist Die Walsche von Joseph Zoderer (1982).
Olga hat vor Jahren ihr Bergbauerndorf in Südtirol verlassen und lebt mit einem Italiener, einem "Walschen", in der Stadt. Als sie zur Beerdigung ihres Vaters in ihren Geburtsort zurückkehrt, fühlt sie sich wie eine Heimatverräterin abgelehnt. Hier, aber auch unter den italienischen Freunden in der Stadt, ist sie eine Fremde, die zwischen zwei Welten ihre Identität finden muss. Die Walsche, verfilmt und als Bühnenstück aufgeführt, ist eine Geschichte von Fremdheit und Entfremdung, die bis heute nichts von ihrer eindringlichen Aktualität verloren hat.
Joseph Valentin Zoderer war ein deutschsprachiger italienischer Schriftsteller. Joseph Valentin Zoderer lebte bis zu seinem vierten Lebensjahr in Südtirol. Im Jahr 1939 entschied sich seine Familie für die deutsche Staatsbürgerschaft und siedelte im Januar 1940 nach Graz über. Im Alter von 12 Jahren zog Joseph nach Widnau (Schweiz). Seine Familie kehrte 1949 nach Italien zurück, während Joseph in der Schweiz blieb, um das Gymnasium für weitere drei Jahre zu besuchen. Er besuchte die Gymnasien in Brixen und Bozen. Die Matura machte er 1957 in Meran. Von 1957 bis 1967 studierte er Jura, Philosophie, Psychologie und Theaterwissenschaften an der Universität Wien. Er schloss sein Studium nicht ab, sondern arbeitete parallel dazu als Journalist für die Zeitungen Kurier, Kronen Zeitung und Die Presse. In den 1950er Jahren veröffentlichte er Gedichte und Kurzprosa. Sein Interesse an der Literatur wurde durch die Teilnahme an den Österreichischen Jugendkulturwochen in den Jahren 1965 und 1969 gestärkt. Ab 1970 reiste er nach Kanada, in die Vereinigten Staaten von Amerika und nach Mexiko. Von 1971 bis 1981 arbeitete Zoderer beim Radio RAI in Bozen. Sein Debüt als Romanautor gab er 1976 mit Das Glück beim Händewaschen, das 1987 unter dem Titel La felicità di lavarsi le mani auf Italienisch erschien. Davor debütierte er in Italien als Autor des Romans L'italiana.